Wollwindeln fetten

Wollwindeln fetten

Familienbegleitung Ruhr - Wollüberhose

Wollwindeln bzw. Überhosen aus Wolle sind die Lösung, wenn man sein Kind mit Naturmaterialien wickeln möchte. Von der klassischen Wollschlupfhose bis hin zu den Wollsnapüberhosen, die dank des dekorativen Außenstoffs aus Jersey oder Baumwollwebware besonders hübsch anzuschauen sind – es gibt sie in vielen verschiedenen Formen.
Und sie haben alle eins gemeinsam – um ihrer Funktion als zuverlässiger Nässeschutz gerecht zu werden, müssen sie gefettet werden. (Dies gilt im Übrigen auch für die Wollinnenwindeln der Windelmanufaktur sowie für die Wolleinlagen diverser Hersteller, die gefettet als zusätzlicher Nässeschutz genutzt werden können.)

Und auch wenn Wolle oft mit einem gewissen Pflegeaufwand assoziiert wird, ist dies tatsächlich nur halb so wild – wenn man bereit ist, hin und wieder wenige Minuten in die Pflege und das Fetten der Wollwindeln zu investieren, wird man mit einem wunderbaren Produkt mit großartigen Eigenschaften belohnt.

Wusstest Du zum Beispiel, dass Wolle dank des natürlich enthaltenen Lanolins selbstreinigende Eigenschaften hat?
Und hast Du schon mal gehört, dass Wolle bis zu 30% ihres Eigengewichts zusätzlich an Nässe aufnehmen kann, ohne sich feucht auf der Haut anzufühlen?

Es lohnt sich also, diesem großartigen Naturmaterial eine Chance zu geben – es ist eine tolle Alternative zu Überhosen aus Kunstfaser (in der Regel mit Polyurethan laminiertes Polyester), und der zusätzliche Aufwand hält sich in Grenzen.

Hier findest Du eine detaillierte Anleitung zum Fetten:


Wann muss gefettet werden?

Zunächst stellt sich natürlich die nicht ganz unwesentliche Frage, wann genau eine Wollüberhose denn überhaupt gewaschen und gefettet werden muss – im Zweifelsfall ist das deutlich seltener als gedacht.

Eine Wollüberhose muss gewaschen und gefettet werden,

  • wenn sie neu ist (in dem Fall kann es sein, dass die Windel zweimal gefettet werden muss, um wasserdicht zu sein).
  • wenn sie verschmutzt ist (also wirklich verschmutzt – Urinkontakt allein ist dank der selbstreinigenden Eigenschaften der Wolle erstmal kein Problem).
  • wenn sie anfängt zu riechen.
  • wenn sie undicht ist.
  • je nach Nutzungsintervall alle zwei bis vier Wochen.

Die folgende Anleitung erklärt Schritt für Schritt, wie ich Wollwindeln fette – es gibt aber auch durchaus mehr als diesen einen Weg. Generell empfiehlt es sich, die Herstellerangaben zu berücksichtigen, um Garantieansprüche nicht zu verlieren.


Was benötige ich zum Fetten?

Das benötigte Zubehör, um Wollüberhosen zu fetten, ist überschaubar:

  • Wollwaschmittel
  • Wollfett
  • Spülmittel oder eine Emulsion aus Seifenflocken (oder Babyshampoo)
  • Wasser

Um die Wollwindel fetten zu können, sollte sie vorher gewaschen werden – möglichst mit ökologischem Wollwaschmittel (z. B. Sonnet oder Ulrich natürlich) und entweder von Hand oder im kalten Wollwaschgang.
Da nur selten genug Wollwäsche für eine ganze Waschmaschinenladung anfällt, ziehe ich meistens die Handwäsche vor, die geht schnell und lässt sich gut timen.


Zum Wollfett (oder auch Wollwachs oder Lanolin):
Familienbegleitung Ruhr - Wollfett

Dieses hört auch auf die lateinische Bezeichnung „Adeps lanae anhydricus“ und ist wasserfrei und bitte auch frei von Pestiziden.
Man bekommt es bei den meisten Onlineshops, die Stoffwindeln vertreiben, alternativ aber zum Beispiel auch bei der Apotheke vor Ort. Dort ist es aber wichtig darauf zu achten, dass man wirklich das wasserfreie Wollfett bekommt und nicht das Lanolin, das auch als Salbengrundlage genutzt wird.

Das Wollfett wird aus Schafswolle gewonnen und ist eine hell- bis goldgelbe, wachsartige Substanz, die nicht nur dazu dient, die Wollwindeln zu imprägnieren, sondern auch hautpflegende Eigenschaften besitzt.


Als nächstes wird die Emulsion angerührt.

Dazu löse ich pro Windel einen halben Teelöffel Wollfett in ca. 200 ml kochendem Wasser auf (meist stelle ich kurz vorher einmal den Wasserkocher an, dann habe ich auch direkt das warme Wasser für das Wollbad).

Da sich das Lanolin nun in Form von gelben Fettaugen auf dem Wasser absetzt, benötige ich nun noch einen Emulgator, damit sich beides verbindet.


Als Emulgator eignet sich am besten Spülmittel, manche nutzen aber auch Babyshampoo. Ich empfehle ein ökologisches, hautfreundliches Spülmittel – zwei bis vier Tropfen davon reichen in der Regel aus, damit die gelben Fettaugen sich auflösen und eine milchig-weiße Emulsion entsteht. Alternativ funktioniert auch Seifenflockenemulsion ganz wunderbar.

Die fertige Emulsion sollte wirklich wie Milch aussehen und keine Fettaugen mehr aufweisen – wenn doch, gebe ich einfach noch mehr Spülmittel dazu.


Die fertige Emulsion gebe ich nun in ein passendes Gefäss (Schüssel oder Eimer, je nachdem, ob ich nur eine oder mehrere Wollwindeln fette) mit sehr warmem Wasser und lege die noch nasse, frisch gewaschene Wollüberhose hinein – auf links gedreht, da ja insbesondere die Innenseite wasserdicht werden soll.
Gegebenenfalls kann man die Windel noch mit einem Teller oder ähnlichem beschweren, damit sie komplett bedeckt ist.

Nun darf die Windel mehrere Stunden in ihrem Fettbad schwimmen – mindestens, bis das Wasser erkaltet ist, gerne aber auch über Nacht.
Anschließend kann man die Windel vorsichtig etwas ausdrücken und bei niedriger Drehzahl in der Waschmaschine schleudern oder in ein Handtuch legen und darauf herumgehen und danach liegend trocknen lassen.


Sobald die Wollüberhose getrocknet ist, darf sie dann mit den passenden Einlagen bestückt oder über einer Mull- oder Höschenwindel den Po Deines Babys schmücken.


Tipps zum Abschluss:
  • Gerade bunte Wollwindeln können anfangs noch ordentlich ausbluten im Lanolinbad, daher bietet es sich an, die Schmuckstücke nach Farben getrennt zu waschen und zu fetten.
  • Frisch gefettete Überhosen können sich anfangs noch etwas klebrig anfüllen – das ist aber dank der hautpflegenden Eigenschaften kein Nachteil.
  • Die restliche Fettlösung lässt sich wunderbar in eine Sprühflasche umfüllen – kleine Verschmutzungen kann man dann auch mal von Hand vorsichtig ausreiben und die Stelle dann nachfetten.
  • Die Anleitung eignet sich auch, um beispielsweise die Woll-Innenwindeln der Windelmanufaktur zu fetten, sowie für Wolleinlagen diverser Hersteller, die man gefettet als zusätzlichen Nässeschutz zuunterst in die Überhose legen kann.

Du möchtest Dein Baby gern mit Stoffwindeln aus Naturmaterialien wickeln, bist aber angesichts der verschiedenen Möglichkeiten unsicher? Gern helfe ich Dir in einer persönlichen Stoffwindelberatung weiter.

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